Im Dialog mit dem Baby – die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten der Babys
Liebe Mütter, Liebe Väter
Versteht auch ihr manchmal nicht, was euer Baby eigentlich gerade möchte? Da seid ihr nicht alleine! Denn am Anfang ist es nicht einfach die verschiedenen Signale, die euer Baby euch mit Hilfe von Lauten mitteilen möchte, zu verstehen. Welche häufigen Signale es gibt und wie ihr gut auf diese eingehen könnt, erfahrt ihr in meinem Artikel.
Der Mensch wird mit verschiedenen Möglichkeiten der Interaktion (wechselseitiges Aufeinandereinwirken) mit seinen Mitmenschen bereits geboren. Während des gesamten Lebens benutzt der Menschen die verschiedenen Mitteilungsmöglichkeiten, zu denen u.a. Lautsprache, Mimik, Gestik und Körpersprache gehören. Zahlreiche solcher Mitteilungen werden unterbewusst ausgesendet. Das Baby kann noch nicht sprechen, verfügt jedoch über mehr als nur das Schreien, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Je besser ihr Eltern die Zeichen des Babys erkennt und differenziert, desto besser funktioniert die frühe Verständigung. So könnt ihr es oft auch vermeiden, dass das Baby zu schreien beginnt.
Babys senden und empfangen Signale
Säuglinge sind keine reinen Empfänger der Signale von Personen, die sie umgeben. Sie senden Signale aus, mit denen sie ihre Bedürfnisse, aber auch Zufriedenheit, ausdrücken. Sie erwarten als Reaktion die Befriedigung ihrer Bedürfnisse und Zuwendung. Signale der Zufriedenheit zeigen, dass euer Kind sich in einer Situation wohlfühlt.
Schreien ist das markanteste Signal eures Babys. Es aktiviert hierzu nicht nur seine Stimme, sondern den gesamten Körper.
Der Säugling setzt dabei alle Kraft ein, um auf sich und ein Bedürfnis, einen Schmerz oder ein Unwohlsein aufmerksam zu machen.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von weiteren Signalen, über die euer Baby verfügt.
Die bekanntesten Baby-Signale im Überblick
- Schmatzartige Sauggeräusche, die auf Erwachen und Hunger hinweisen
- Einzelne kleine, rhythmische Laute, die oft dem Schreien vorausgehen, denen aber auch Schlaf folgen kann
- Kontaktlaut – ein einzelner Laut, besonders nach dem Aufwachen (das Baby will sich vergewissern, nicht allein zu sein)
- Strampeln und Ansehen, Zeichen der Kontaktaufnahme (eine Reaktion wird erwartet)
- Nachahmen einfacher Mimik (Stirnrunzeln, Mund öffnen, Mund verziehen als Vorstufe vom Lächeln, Blick)
- Feste, geschlossene Fäustchen mit sichtbaren Knöcheln signalisieren Angst, Unbehagen bei Unbekanntem, aber auch bei unangenehmen Empfindungen wie der vollen Windel
- Abwärts geknickte, schlaffe Hände zeigen Ruhebedürfnis an
- Ausgestreckte Arme und offene Hände, leicht geknickte Finger zeigen den Wunsch etwas haben zu wollen (Brust, Flasche, Hand …)
- Leise Gurgelgeräusche, Ansehen als Zeichen von Wohlbefinden
Besonders beim ersten Neugeborenen fällt es euch sicherlich schwer, die kleinen mimischen und hörbaren Signale zu deuten. Doch, wenn ihr das Kind viel um euch habt, euch mit ihm beschäftigt, es beobachtet, wird aus den Babysignalen und den Reaktionen von euch schnell eine Kommunikation.
Die Ton- und Zeichenleiter der Babysprache verstehen zu lernen ist wichtig für eine gut funktionierende Eltern-Kind-Beziehung, da für den sehr kleinen Säugling die Mutter die wichtigste Kontaktperson ist.
Die vielfältigen Signale von Babys zu kennen, ist aber ebenso wichtig für Väter und für weitere Bezugspersonen, die engen Umgang mit dem Kind pflegen.
Werden die ersten kleinen Signale eines Bedürfnisses wie Hunger, Durst, Schlafen und die Zeichen von Unwohlsein schnell erkannt und reagiert ihr direkt darauf, kann vermieden werden, dass es überhaupt erst zum angestrengten Schreien kommt.
Die moderne Säuglingsforschung geht davon aus, dass das neugeborene Kind bereits über eine Individualität verfügt.
Schwangerschaft, genetische Einflüsse, Umwelteinflüsse vieler Art haben die kleine Persönlichkeit bereits in vieler Weise geprägt. Individualität äußert sich auch darin, dass Säuglinge nicht alle gleiche Gewohnheiten entwickeln, Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Viele mimische, gestische und tonale Äußerungen sind durch Mimik, Art der Berührung, der Sprache und Ansprache der Mutter, der Eltern beeinflusst.
Eltern von mehreren Geschwisterkindern wissen um die individuellen Arten der Äußerungen von Babys.
Die Ausdrucksform des Schreiens
Recht schnell erfasst ihr als aufmerksame Eltern auch, die verschiedenen Tonlagen des Schreiens.
- Der Schmerzensschrei ist meist hoch und anhaltend, das Baby atmet krampfhaft, bewegt sich heftig.
- Dem Hungerschrei gehen meist Sauggeräusche, kleine Laute voraus, die Hände werden in den Mund gesteckt, es folgend ein leiseres Quengeln und ein lautes Geschrei.
- Mit weniger lautem Schreien und Unterbrechungen tut das Baby kund, dass sich Ansprache und Beschäftigung wünscht, und
- durch ein wenig jammerndes Schreien und Reiben mit den Händen im Gesicht seine Müdigkeit.
Es gibt noch zahlreiche verschiedene Tonarten auf der Schreitonleiter.
Auch das Verstehen des Schreiens gehört zum Dialog mit dem Baby
Das Bedürfnis des Kindes kann nur erkannt werden, wenn ich auch versteht, was es eigentlich will.
Da Babys in den ersten zwei bis drei Monaten zwar unterschiedlich viel Schreien, sich aber alle immer wieder durch Schreien ausdrücken, ist es wichtig, die Schreiwünsche im wahrsten Sinne des Wortes zu erhören.
Beim Schreien wird besonders deutlich, dass euer Baby zur Kommunikation mit seiner Umgebung fähig ist. Es äußert so unüberhörbar und fordert eine Reaktion.
Die wichtige Interaktion von Mutter-Baby, Eltern-Baby
Wir wissen heute, dass die Mutter-Baby-Beziehung durchaus von Gegenseitigkeit geprägt ist. Beide wirken aufeinander ein. Je besser dieses Aufeinandereinwirken, das miteinander Abstimmen durch einfache Kommunikation gelingt, desto besser der Start des kleinen Menschen.
Aber auch Mütter erleichtern sich durch die Kommunikation mit ihrem Baby das Leben. Eine gute Mutter-Kind-Kommunikation in dieser frühen Säuglingsphase nimmt der Mutter Unsicherheit und Ängste, sie gewinnt an Sicherheit im Umgang mit dem Baby.
Wenn es ein „Schrei-Baby“ ist
Als Schrei-Babys werden Säuglinge bezeichnet, die mindestens drei Stunden an drei Tagen der Woche schreien ohne das Vorliegen von krankhaften Störungen. Diese Babys greifen also gleich zum äußersten Mittel, dem Schreien. Wirklich? Nicht immer!
Oft gehen in sehr kurzen Zeitabläufen, kaum wahrnehmbar für euch, die Ankündigungssignale voraus. Euer Baby beginnt körperliche Unruhe zu zeigen, macht sich steif, ballt die Fäuste, gibt kleine Laute von sich. Dann setzt das Geschrei ein und scheint kein Ende zu nehmen. Ist das Baby endlich zur Ruhe gekommen, wenden sich die Eltern oft einer wichtigen Beschäftigung zu, legen selbst eine kleine Erholungspause ein.
Für die Verbesserung des Dialogs mit dem Baby kann es aber hilfreich, es in der Ruhezeit nahe bei sich zu haben.
Das setzt natürlich nur eine wenig störende Beschäftigung ohne grelles Licht und laute Geräusche voraus. Am besten eignet sich eine eigene kleine Ruhepause. In diesen Momenten könnt ihr euch auch damit beschäftigen, wie das Kind aufwacht, welche Geräusche, Gesten und welche Mimik es nun einsetzt. Diese Beobachtung kann helfen, zu ergründen, wie sich das Baby mitteilt.
Reagiert ihr gleich darauf, wird sich dieser Dialog mit der Zeit verfestigen. Das Bedürfnis wird befriedigt, bevor es zum Schreien kommt.
Eine andere Möglichkeit ist die häufige Nutzung eines Tragetuchs. Hier teilen sich die körperlichen Zeichen durch Bewegungen, Veränderung der Atmung, der Geräusche schnell und direkt mit. Außerdem beruhigt das Kind der gefühlte Lebensrhythmus der Mutter.
Bei Babys, die exzessiv schreien, ist ein Bedürfnis so vordringlich, dass sie zur stärksten Äußerung greifen.
Oft schreien sie sich dabei in eine solche Erregung, die kaum zu bremsen ist. Folglich setzt sich das Schreien weiter fort. Wenn ihr nun immer neue, verschiedene, verzweifelte Beruhigungsversuche macht, irritiert dies das Baby noch mehr und es schreit weiter.
Manchmal will es nur seine Ruhe haben. „Hört doch auf, streichelt mich, wiegt mich, seid ruhig, ich will ja einfach nur schlafen“.
Manchmal kann anhaltendes Schreien allerdings auch auf einen Mangel an Reizen und Zuwendung hinweisen. Die schwierige Aufgabe für euch, aber auch die Forschung besteht darin den richtigen Mittelweg für eine jeweilige Situation zu finden.
Mit dem Baby kommunizieren
Die Annahme, dass Babys nur auf Reize von außen reagieren hat die Säuglings- und Kleinkindforschung längst widerlegt. Es ist davon auszugehen, dass Babys aus eigener Initiative Kontakt suchen, dies auch äußern, der Bezugsperson Bedürfnisse und Empfindungen mitteilen. Der Dialog in der frühen Babyphase entwickelt sich im ständigen, zugewandten Kontakt der Bezugspersonen.
Bei einem Schrei-Baby die richtige Kommunikation zu finden, ist schwierig, aber es lohnt sich.